Einfache herausnehmbare Zahnprothesen
Zu den einfachen herausnehmbaren Zahnprothesen zählen die klassische Vollprothese ("das Gebiss") und die Klammerprothese.
Für die Klammerprothese als Provisorium können Prothesen aus Vinyl gefertigt werden, deren Klammern dann biegsam und zahnfleischfarbend sind. Die Vinylprothese (Sunflex®) bieten einen höheren Tragekomfort, als die Metallklammerprothese.
1. Die klassische Vollprothese
Als Versorgung des zahnlosen Kiefers gilt die Vollprothese, oder auch umgangssprachlich "das Gebiss“, nach wie vor mit all seinen Vor- und Nachteilen als Standard-Zahnersatz.
Durch die niedrigen Gesamtkosten ist die Totalprothese ohne Alternative. Das Verfahren, den Zahnersatz einzupassen und zu fertigen gilt als Routine.
Hergestellt wird die Prothese nach Abdrucknahme und Anproben vom Zahnlabor. Sie besteht aus einer zahnfleischfarbenen Kunststoffbasis. Darin stecken Kunststoff-Zähne, die als Zahnreihe individuell angeordnet werden.
Bei totaler Zahnlosigkeit besteht "das Gebiss" aus einer Unterkiefer- und einer Oberkiefer-Prothese.
Oberkiefer- und Unterkieferprothese sind nicht identisch
Die Prothese im Oberkiefer unterscheidet sich (nicht nur wegen der Kunststoffzähne) von der Unterkieferprothese.
Im Oberkiefer bedeckt die Basis den gesamten Gaumen und den Kieferkamm und endet lippenseitig an den beweglichen Schleimhaut-Bereichen. Daraus ergibt sich der Grund für den Halt der Oberkiefer-Prothese: Über einen Flüssigkeits-Spalt zwischen Basis (und Gaumen) und Zahnfleisch (und Kieferkamm) entstehen Saugkräfte.
Die beweglichen Schleimhaut-Bereiche (Lippen-Innenseite) dienen als Ventil, um den Spalt zu versiegeln. Der Halt ist umso besser, je ausgeprägter der Kieferkamm und je klebriger der Speichel ist.
Im Unterkiefer ist kein Platz für die mittlere Basis, dort befindet sich die Zunge.
Halt von Zahnprothese im UK schlechter
Die Unterkiefer-Prothese bedeckt nur den Kieferkamm, da die Zunge keinen weiteren Platz einräumt. Daraus ergibt sich weniger Auflagefläche und ein verminderter Halt.
Die ausgedehnten, beweglichen Schleimhäute sowohl zungen- als auch wangenseitig schränken die Ausdehnung der Prothesen-Basis ein. Tritt die Basis über den Kieferkamm, entstehen durch die Reibung schmerzhafte Druckstellen.
Bei einem stark fortgeschrittenen Knochenabbau im Unterkiefer (Atrophie), ist die Auflagefläche für die Prothese noch geringer. Da hilft in der Regel nicht einmal Prothesenklebstoff für einen ausreichenden Halt.
Die Vollprothese stoppt nicht den Knochenabbau (Atrophie)
Durch das Setzen eines Implantats wird dem Kieferknochen signalisiert, dass er „gebraucht“ wird. Dadurch wird ein Knochenabbau gestoppt.
Durch das Auflegen einer Prothese, wird der Abbau des Kieferknochens nicht aufgehalten: der Knochen schrumpft stetig weiter.
Damit verschlechtert sich gleichzeitig auch der Sitz der Vollprothese. Eine regelmäßige Unterfütterung, also ein Anpassen der Prothese an den Kiefer, ist notwendig.
Prothesendruck kann Knochenabbau begünstigen
Eine wackelige Prothese verstärkt durch ungleichmäßige Belastung den Knochenabbau sogar. Zudem kann es bei ungleichmässig angeglichener Passung oder einem „schiefen“ Biss unter der Belastung zu Druckstellen (Dekubitus) kommen.
Wegschleifen, unterfüttern oder eine Bisskorrektur sind Maßnahmen zur verbesserung der Situation. Jede neue Unterfütterung birgt jedoch auch das Risiko neuer Druckstellen.
Besserer Halt der Vollprothese durch Implantate möglich
Besonders im Unterkiefer ist eine durch Implantate verankerte Prothese eine enorme Entlastung für den Patienten. Eine verminderte bis mangelhafte Kaufunktion ist schließlich eine klare Einschränkung der Lebensqualität.
Implantate fixieren Prothesen: Ob als Stegkonstruktion oder konfektioniertes Halteelement können bereits zwei Implantate den Prothesenhalt deutlich verbessern.
Auch im Oberkiefer machen Implantate zur Prothesen-Verankerung durchaus Sinn.
Implantate auch im Oberkiefer sinnvoll
Der Halt wird von den meisten Patienten zwar als zufriedenstellend empfunden, durch das Einbringen von Implantaten ergeben sich zusätzliche Vorteile.
Neben dem verbesserten Halt, kann zum Beispiel auf die gaumenbedeckende Kunststoffbasis verzichtet werden. Das wirkt sich positiv auf die Geschmacksempfindung und auch die Lautbildung aus.
Die Vor- und Nachteile von Zahnimplantaten zum Fixieren einer Vollprothese
Vorteile:
- Niedrige Gesamtkosten
- Ästhetisch gute Ergebnisse umsetzbar
- Unkomplizierte Herstellung
- Routineverfahren
- Reparaturen und Anpassungen leicht machbar
Nachteile:
- Knochenabbau (Atrophie) schreitet voran, insbesondere begünstigt durch wackelige Prothesen
- Schlechter Prothesenhalt (besonders im Unterkiefer)
- Druckstellen
- Probleme bei der Lautbildung
- Verminderte Kaufähigkeit
- Psychologische Belastung/Unsicherheit
- Eingeschränkte Lebensqualität
Was kostet eine klassische Vollprothese?
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen einen Großteil der Kosten für eine Vollprothese. Der Kassenzuschuss ergibt sich unter anderem seit 2005 aus dem individuell geführten Bonusheft (20-30% mehr Zuschuss möglich).
Die Gesamtkosten für eine Vollprothese zur Versorgung von beiden Kiefern liegen bei etwa 1.200-1.500€. Je nach Abzug der Zuschüsse bei Kassenpatienten bleibt etwa ein Eigenanteil von 500-900€ übrig.
Die Kosten für eine Unterkiefer-Prothese sind etwa 10-20% teurer als die, für eine Oberkiefer-Prothese. Der Preis ergibt sich aus dem höheren Honorar für den Zahnarzt (GOZ 2012), da die Halt-Gewinnung im Unterkiefer schwieriger umzusetzen ist.
2. Die Klammerprothese (Modellgußprothese)
Diese Art der prothetischen Versorgung wird, wie der Name bereits vermuten lässt, mithilfe von Klammern an verbleibenden Zähnen befestigt. Fehlende Zähne können so an unterschiedlichen Position ersetzt werden.
Die Klammerprothese kann als Provisorium (Übergangs-Prothese) dienen und als dauerhafter Zahnersatz gefertigt werden (Modellgussprothese).
Die Klammern der provisorischen Prothese sind aus Draht oder Kunststoff (Sunflex®) gefertigt.
Dient eine Prothesen als endgültiger Zahnersatz, werden die Gußklammern aus Stahl gefertigt. Die Klammern sind dann Ausläufer der Metallbasis: ein Gerüst, das der Prothese die nötige Stabilität verleiht.
Zahnersatz einfach und preiswert: die Klammerprothese
Durch die einfache Herstellung, geringen Materialkosten und problemlose Erweiterbarkeit, ist die Modellgußprothese die preiswerteste Form des dauerhaften Zahnersatzes.
Sie gilt als Standardversorgung, wenn im Kiefer schon viele Zähne oder nur die Backenzähne fehlen: die Krankenkasse hat die Prothese für diese Befunde als Regelleistung definiert.
Trotz entscheidender Nachteile zählt diese Versorgung auch heute noch zu den häufigsten Zahnersatz-Formen.
Verbesserter Prothesen-Halt durch Verbinder und Steg
Die Modellgussprothese für den Oberkiefer verfügt über einen Gaumenverbinder auf Stahlbasis. Der Gaumen wird von der Prothese also teilweise bedeckt.
Bei provisorischen Klammerprothesen ist dieser Teil aus Kunststoff gefertigt. Im Unterkiefer dient ein Verbindungs-Steg zur besseren Stabilität: der sogenannte Stahl- oder Lingualbügel.
Klammer-Verankerung: Funktion mit Nachteilen
Die einfache Klammer-Technik hat als dauerhafter Zahnersatz leider neben der (meist) nicht optimalen Ästhetik (sichtbare Metallklammern) leider noch einen weiteren, nicht unerheblichen Nachteil: Die „Klammer-Zähne“ werden enorm belastet!
Eine Lockerung der eigenen Zähne durch die Klammern ist früher oder später vorprogrammiert. Mit wackeligen Zähnen schwindet auch der Prothesenhalt.
Als Konsequenz greift in der Zahnarztpraxis das Prinzip: „Ziehen und Erweitern“. Die erweiterbare Prothese wird angepasst und an einen anderen Zahn „geklammert“.
Die Vor- und Nachteile von Modellguß-/Klammerprothesen im Überblick
Vorteile:
- Zahnersatz mit niedrigen Gesamtkosten
- Herstellung unkompliziert Routineverfahren
- Nach Zahnverlust anpassbar/ Erweiterbarkeit in der Regel gegeben
Nachteile:
- Starke Belastung der Pfeiler-Zähne (Überlastung, Lockerung, Abrieb durch Klammern)
- Knochenabbau (Atrophie) schreitet voran, insbesondere begünstigt durch wackelige Prothesen
- Probleme bei der Lautbildung
- Verminderte Kaufähigkeit
- Ästhetisch nicht optimal (sichtbare Klammern)
- Psychologische Belastung/Unsicherheit
- Eingeschränkte Lebensqualität
- Prothesenhalt ungenügend
- Verbinder für den Prothesenhalt notwendig: Gaumenabdeckung im Oberkiefer, Lingualbügel im Unterkiefer
Was kostet eine einfache Klammerprothese?
Bei der Modellgussprothese handelt es sich um die einfachste und preiswerteste Form, verloren gegangene Zähne mit Hilfe der noch Vorhandenen zu ersetzen.
Die Zahnlaborkosten sind gering. Genau wie das Honorar für den Zahnarzt (wird als Kassenleistung abgerechnet). Die Gesamtkosten für eine, in einem deutschen Meisterlabor gefertigte Modellgussprothese, liegen bei etwa 500-650€. Der Festzuschuss liegt je nach Bonus zwischen 370-480€ (Härtefall: 740€).
Entscheidet man sich für Import-Zahnersatz, belaufen sich die Gesamtkosten auf 350-450€. Zieht man davon noch den Festzuschuss der Kasse ab, bleibt nur ein geringer Eigenanteil, oder oftmals überhaupt kein Eigenanteil übrig.
Zuschuss | ohne Bonus | +20% | +30% | Härtefall |
3.1 | 370,51€ | 444,61€ | 481,66€ | 741,02€ |
Fehlen viele Zähne oder nur die Backenzähne auf einer Seite: Festzuschuss 3.1
Die Klammerprothese als Provisorium (Interminsprothese)
Provisorischer Zahnersatz ist als Platzhalter gedacht, bis der endgültige Zahnersatz fertig ist. Die Klammerprothese wird zum Beispiel unmittelbar nach der Zahnentfernung oder der Implantat-Einbringung getragen.
Für den Übergang kann entweder das sogenannte "Kassenmodell" gewählt werden: bestehend aus einer harten, meist unkomfortablen Kunststoffbasis mit Drahtklammern.
Oder man entscheidet sich für die leichtere, flexiblere Variante aus Vinylkunststoff mit zahnfarbenen Kunststoffklammern. Für die Übergangszeit wählt man in der Regel keine Modelgußprothese, da die Kosten mit der kurzen Tragedauer nicht im Verhältnis stehen (als Provisorium eine kostenintensive Option).
Als preiswerte Lösung für den Übergang ist die Klammerprothese aus der Zahnheilkunde nicht wegzudenken.
Interims aus Kunststoff mit Drahtklammern das "Kassenmodell"
Diese Form der Übergangsprothese (Interimsersatz )ist am weitesten verbreitet. Die Fertigung der Prothese ist weitesgehend unkompliziert und kann schnell erfolgen. Die Klammern sind aus gebogenem Stahldraht gefertigt. Diese werden für den Prothesenhalt um vorhandene Zähne "geklammert".
Die Kuststoffbasis ist stabil und zahnfleischfarbend. Dafür wird das gleiche Material wie für Vollprothesen verwendet, was die Prothese allerdings in puncto Tragekomfort hart und unflexibel macht.
Festzuschuss für provisorische Klammerprothesen
Für provisorische Klammerprothesen ist die Höhe des Festzuschusses von der Anzahl der fehlenden Zähne abhängig!
- Zuschuss 5.1 gilt bei bis zu 4 fehlenden Zähnen,
- Zuschuss 5.2 bei 5-8 fehlenden Zähnen
- Zuschuss 5.3 bei mehr als 8 fehlenden Zähnen pro Kiefer!
Zuschuss | ohne Bonus | +20% | +30% | Härtefall |
5.1 | 127,31€ | 152,77€ | 165,50€ | 254,62€ |
5.2 | 175,84€ | 211,01€ | 228,59€ | 351,68€ |
5.3 | 228,82€ | 274,58€ | 297,47€ | 457,64€ |
Die Vor- und Nachteile der Klammerprothese als Übergangslösung im Überblick
Vorteile:
- Geringe Kosten
- Schnelle Fertigung möglich (innerhalb eines Tages)
- Über die gesetzliche Krankenkasse abzurechnen
- Kann leicht erweitert und unterfüttert werden
Nachteile:
- Tragekomfort schlecht; hart und unflexibel, Zungenraum einschränkend, gaumenbedeckend
- Ästhetisch nicht optimal (sichtbare Metall-Klammern)
- Ungünstige Belastung der Pfeiler, Lockerung möglich
- Kaufunktion oftmals eingeschränkt
- Störung der Sprachbildung möglich
- Prothese kann durchbrechen
Interimsprothesen aus Vinyl
Die Interimsprothese aus Vinyl (Sunflex®) ist eine neuere Fertigungsform und bietet im Vergleich zur Drahtklammer-Prothese einen verbesserten Tragekomfort.
Die Basis ist aus Vinyl gefertigt, dadurch ist die Prothese leichter und flexibler. Sie ist biegsam und bruchsicher. Die Halteklammern und die Basis sind einteilig aus zahnfleischfarbenem Vinyl gefertigt.
Die Pfeilerzähne nehmen durch die Reibung der Vinylklammern keinen Schaden. Metallklammern sind auf Dauer schädlicher.
Anfertigung der Vinylprothese erfordert mehr Zeit
Die Fertigung einer Interimsprothese aus Vinyl erfordert eine längere Wartezeit, als eine Drahtklammer-Prothese. Die Herstellung erfolgt zentral und nicht im Zahnlabor. Dadurch kann es 3-4 Wochen dauern, bis die Prothese einsatzbereit ist.
Der erhöhte Komfort für die Übergangszeit ist ein "privates Vergnügen", das bedeutet die Kosten für die Vinyloprothese werden nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen und müssen aus eigener Tasche bezahlt werden.
Die Vor- und Nachteile von Vinylprothese als Übergangslösung bis zum endgültigen Zahnersatz im Überblick
Vorteile:
- Ingesamt geringe Kosten
- Tragekomfort wesentlich höher als z.B. bei Drahtklammer-Interims
- Ästhetisch unauffällig
- Durch zahnfleischfarbene Klammern biegsam (flexibel, bricht nicht)
Nachteile:
- Kosten können nicht über gesetzliche Krankenkassen abgerechnet werden
- Anfertigung der Prothese nicht im Zahnlabor möglich; zentrale Fertigung; bis zu 2 Wochen Wartezeit
- Kaufunktion kann eingeschränkt sein
- Probleme bei der Sprachbildung möglich
- Nicht erweiterbar
- Kann nicht unterfüttert werden
- Pfeilerzähne werden durch unausgeglichene Lastenverteilung stark beansprucht
Herausnehmbare Zahnprothesen: einfach oder hochwertig?
Neben den einfachen herausnehmbaren Prothesen, die wir für Sie in diesem Kapitel aufgelistet haben, gibt es auch die Möglichkeit einer hochwertigen herausnehmbaren Variante.
Diese stellen wir Ihnen in unserem Kapitel über den hochwertige herausnehmbaren Zahnersatz vor und zeigen Ihnen die Vor- und Nachteile der jeweiligen Prothese auf.